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Free Netaudio-Rap-Attack: 3 HipHop-Releases

Text: Bettina Rhymes/ DEADmagazine.net

Bronko Yotte – Piensa en mí cuando…

Unter dem Namen Bronko Yotte veröffentlichte schon vor etwas längerer Zeit der MC und Produzent Felipe Berríos aus dem Umfeld der chilenischen Rapaces-Crew (Santiago) eine feine EP auf dem Frigida-Netlabel. “Piensa en mi Cuando Duermas” bietet sieben Songs und Skitts, die zwischen klassischem, tight produziertem US Hip-Hop und eher folkloristisch inspirierten Pop-Skizzen oszillieren. Bronko rappt auf spanisch.

“En Nada” entführt euch mit sanften Rhodes-Akkorden, Glockenspiel-Akzenten und entspannten aber druckvollen Beats direkt in die Neunziger. Bronko’s Raps rollen rund, haben trotzdem genug Ecken und Kanten, um positiv aufzufallen. Fein! Das anschließende “Cero Chiste” ist ein lupenreiner Popsong mit leichtem 80er-Einschlag. Hier beweist Bronko seine Fähigkeiten als Sänger – immer wieder gibt er seine Raps ein melodisches Finish oder singt direkt die ganze Hook. Dabei geht es nicht um die perfekte Intonation, sondern um Ausdruck – und das gelingt ihm erstaunlich gut, wie auch die anrührende Ballade “Guatero” zeigt. Inklusive klischeeloser Streicher-Arrangements und Piano-Einsprengsel.

“Mi Ruedo” featured den MC James Manuel aus Buenos Aires. Der Track fällt im direkten Vergleich zu “En Nada” jedoch etwas ab. Checkt lieber den Rausschmeißer! Ähnlich zu “Cero Chiste” ist “Lo Valiente” eine seltsam gut funktionierende Mischung aus Brokat-schwerem Pop und jazzy Hip-Hop. Absoluter Ohrwurm.

epi.kur – Prisma EP

Neuigkeiten aus München, Rap-City. War doch so, oder? Im Ernst – man muss sich über jedes HipHop-Release freuen, dass nicht in Berliner oder Frankfurter Hinterhöfen zusammengeschraubt wurde. Hamburg hat sich fast komplett in den Mainstream verabschiedet und das Ruhrgebiet hinkt nur noch dem Ghetto-Gestus der Hauptstadt hinterher. Mad Munic war immer anders. Blumentopf, Main Concept, you name it. Nun also epi.kur.

Seine Prisma EP kommt als Gratis-Download mit schönem Artwork und acht feinen Tracks. epi.kur beweist sich hier als Rapper mit gesundem Flow und klassischen Reimen. Reflektiert wird der mittelständische Alltag, keine Geschichten aus der Gosse, Herr Kur steht zu seinem Bauchansatz (im übertragenen Sinne, ihr versteht schon).

Der erste Teil der EP ist etwas mehr upfront, mit dem Feature von Lazy Dan wird es entspannter (sic!). Mir gefallen eher die aggressiveren Songs, die funky Beats von “Liebeslied” und “Bis Wann” passen besser zu den Raps von epi.kur. Eine Anmerkung sei jedoch erlaubt: das Sample aus “Traumgeschwindigkeit” ist fast zehn Jahre nach “Moment of Truth” von Gangstarr wirklich nicht mehr fresh! Und seit wann ist Tupac hart? Trotzdem, gudde Pladde.

Pablie – Prelude to Anything Exactly Specific

Paul Soler Medina kommt aus Barcelona, ist dort als Illustrator tätig und produziert unter dem Namen Pablie versponnene HipHop Tracks. Die klingen Daedalus oder RJD2 nicht unähnlich. Auf dem spanischen Error! Lo-Fi Netlabel ist unlängst seine “Prelude to Anything Exactly Specific”-EP erschienen.

“A Reason for Understand” ist der psychedelische Opener. Verschleppte Beats schälen sich aus unterschiedlichen Spuren rückwärts gespielter Gitarren und Blasinstrumenten, ein hypnotisches Minimal Music-Sample setzt ein. Wenn man Pablie’s Musik heutzutage hört, erscheint die HipHop Affinität von Electronica-Protagonisten wie den Boards of Canada nicht mehr allzu weit hergeholt. “The Man and His Droid” ist ähnlich komplex verschachtelt, funktioniert aber nicht so gut wieder der Opener- man muss sich schon sehr in die Harmonie-Führung hineinversetzen, um den Melodiebögen folgen zu können? aber vielleicht ist diese Speerigkeit auch gar kein Nachteil.

Labeleigner Xavi Forné a.k.a. Frägil steuert eine Coverversion des Pablie-Tracks “Migrana” bei. Dem Ansatz Frägil’s, einen HipHop Track ganz postmodern mit der akustischen Gitarre zu interpretieren, gebührt Lob. Tatsächlich bildet sein vielschichtiges Gitarrenspiel in Kombination mit Pablie’s Indietronica-Beats eine schlüssige Einheit. Eigentlich der beste Track, erinnert mich ein bisschen an Postal Service. Die EP endet mit dem ambienten “The Music Lovers”, das als Gegenstück zu “A Reason for Understand” die Platte rund macht.

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